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Existentielle Coaching & Logotherapie

Halt in Zeiten der Unsicherheit

Am Samstag fand in Amsterdam eine Demonstration gegen Rassismus und Faschismus statt. Tausende Menschen gingen vom Dam Platz zum Museumplein, um ihre Sorgen über die (geo-)politische Situation zu äußern, in der „der demokratische Rechtsstaat, grundlegende Freiheiten und Menschenrechte (vom Kabinett) bedroht werden“. Die Atmosphäre war von Besorgnis über die Zukunft unserer Gesellschaft und die Werte, die uns zusammenhalten, geprägt.

In einer Welt, die immer unsicherer zu werden scheint, zeigen die Wahlergebnisse in vielen europäischen Ländern und den Vereinigten Staaten, dass viele auf der Suche nach Halt sind. Dies geschieht oft in Form einer doppelten Bewegung: einerseits ein Rückzug in das eigene „Häuschen“ (Eigeninteresse zuerst, Grenzen zu), andererseits die Unterstützung eines Führers, der „starke“ Aussagen macht und verspricht, die Probleme zu lösen.

Und in der Tat, wir alle brauchen Halt. Halt finden wir in dem, was für uns wahr und richtig ist. In der Geschichte wurde dies oft von den Lebens- und Glaubensgemeinschaften bestimmt, in denen wir aufgewachsen sind. Innerhalb dieser Gemeinschaften internalisierten wir Werte und Traditionen, die uns eine Richtung gaben, einen Rahmen, wie wir unser Leben innerhalb bestimmter Grenzen gestalten konnten.

Die frühmoderne Zeit, mit der Reformation, der Aufklärung und der wissenschaftlichen Revolution, brachte das Individuum stärker in den Vordergrund. Diese Veränderungen und die Ideen von Denkern wie Nietzsche, Marx und Freud führten zu einer stärkeren Betonung von Rationalität und individueller Freiheit. Doch Nietzsche warnte bereits früh vor den Konsequenzen des Rückgangs gemeinsamer, spiritueller Orientierung. Sein berühmtes „Gott ist tot“ war kein Triumph, sondern eine Warnung: Wir konnten die Konsequenzen dieser „Todesverkündung“ noch nicht überblicken.

Heute, in der modernen Welt, ist es deutlich geworden, dass wer sein „Baken“ verliert, die Orientierung verliert. Das gilt nicht nur für das Individuum, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes. In unserer individualisierten Gesellschaft, in der jeder selbst für sein eigenes Glück verantwortlich ist, verlieren wir immer häufiger den Weg. Dies zeigt sich nicht nur in langen Wartezeiten im Bereich der psychischen Gesundheitsversorgung, sondern auch in der zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft und der Verschiebung nach rechts im politischen Spektrum.

Das Medikament, das immer häufiger vorgeschlagen wird, ist die Erhöhung der Resilienz des Individuums. Mehr Resilienz sollte uns vor der Versuchung des Eigeninteresses und „starker“ Führer schützen, die sich als Retter präsentieren. Aber ist das nicht das Pferd hinter dem Wagen gespannt? Bleiben wir dann nicht in der Bekämpfung von Symptomen stecken, anstatt die Ursache anzugehen?

Als existenzieller Coach und Logotherapeut konzentriere ich mich auf das Bewusstsein für die eigenen Werte. Das Entdecken des eigenen Kompasses und Baken, sodass meine Klienten nicht nur die Stürme der Zeit überstehen können, sondern auch aus ihrer eigenen authentischen Wahrheit handeln. So werden sie für die Herausforderungen unserer modernen Gesellschaft gewappnet, einschließlich der Versuchungen, die damit einhergehen. Statt weiter mit oberflächlichen Lösungen zu kämpfen, können wir die Grundlagen unserer eigenen Existenz wiederentdecken und erneut Halt in unseren eigenen, tiefen Überzeugungen finden.

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